Latte Art ist längst mehr als nur ein Trend – sie ist die perfekte Verbindung von Handwerkskunst und Kaffee-Genuss. Wer schon einmal einen Cappuccino mit einem kunstvoll gegossenen Herz oder einer aufwendigen Rosette serviert bekommen hat, weiß: Latte Art macht das Kaffeeerlebnis nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch zu etwas Besonderem. Aber ist das Ganze nur etwas für professionelle Baristi? Definitiv nicht! Mit den richtigen Tipps und etwas Übung kann jede:r auch zuhause Latte Art kreieren. In diesem Beitrag zeigen wir dir eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung, die besten Tipps von erfahrenen Baristi und das perfekte Zubehör, um beeindruckende Muster in deine Kaffeespezialitäten zu zaubern.
Bevor du dich an die ersten Latte Art-Kreationen wagst, benötigst du das richtige Equipment und die passenden Zutaten. Hier ist eine Übersicht, was du bereitlegen solltest und warum:
Benötigtes Equipment:
Welche Milch eignet sich am besten?
Nicht jede Milch eignet sich gleich gut für Latte Art. Entscheidend ist allerdings nicht der Fettgehalt einer Milch, sondern der Proteingehalt, da dieser die Stabilität des Schaums beeinflusst:
Pflanzliche Alternativen:
Unser Tipp für den Anfang: Wer keine Milch verschwenden möchte, kann zum Üben eine Mischung aus Wasser und etwas Spülmittel verwenden. Die Konsistenz des Schaums ist zwar nicht identisch mit Milch, hilft aber, die einzelnen Schritte deiner Aufschäum-Technik zu perfektionieren. Alternativ kannst du das Milchkännchen zur Hälfte mit Wasser füllen und zwei Esslöffel Milch hinzugeben – auch mit dieser Mischung kannst du das Schäumen gut probieren.
Wenn die Milch richtig geschäumt ist, verbindet sich diese mit der Crema des Caffès, sodass eine perfekte Geschmacksharmonie entsteht. Denn der ideale Cappuccino überzeugt mit einem Zusammenspiel aus der Süße der Milch und der Kraft des Caffès mit einer leichten Bitternote des Espresso, der die Basis eines Cappuccinos ist.
Ein guter Espresso ist die Basis jeder Latte Art-Kreation. So gelingt er:
Tipp: Eine schöne, haselnussbraune Crema ist essenziell für Latte Art, da sie den Kontrast zur Milch bildet.
Eine detaillierte Anleitung, wie du zuhause einen italienischen Espresso optimal hinbekommst, findest du HIER in unserem Blog!
1. Die richtige Milchmenge abmessen
Fülle die Milchkanne bis zur Hälfte mit gut gekühlter Milch (idealerweise zwischen 5 und 8 Grad Celsius). Eine niedrige Ausgangstemperatur gibt dir mehr Spielraum während des Aufschäumens, da die Milch länger braucht, bis sie die gewünschte Endtemperatur erreicht.
2. Dampflanze vorbereiten
Bevor du mit dem eigentlichen Aufschäumen beginnst, lasse die Dampflanze Dampflanze kurz Dampf abgeben. So entfernst du eventuell angesammeltes Kondenswasser und verhinderst, dass dieses die Milch verwässert. Achtung: Der austretende Dampf ist extrem heiß! Lass die Lanze Richtung Maschine zeigen oder halte ein Tuch bereit, um Spritzer zu vermeiden.
3. Dampflanze richtig platzieren
Lege die Dampflanze in den Schnabel der Milchkanne und verwende diesen stabilisierende als Führungsschiene, sodass sich die Düse in der Kannenmitte und knapp unter der Oberfläche der Milch befindet. Die Düse sollte zu keiner Zeit die Kannenwand berühren. Deine Kanne hältst du mit einer Hand am Griff, der nicht heiß wird, sodass du dich nicht verbrennen kannst.
4. Die Ziehphase – Luft einarbeiten
Drehe mit der anderen Hand den Dampf auf, und lege sie dann an die Seitenwand deiner Milchkanne, um die Temperaturveränderung zu überprüfen. Ein deutliches, schlürfendes Geräusch ist zu hören, das anzeigt, dass Luft in die Milch gelangt und das Volumen zunimmt. Währenddessen sollte die Milchkanne minimal nach unten bewegt werden, damit die Oberfläche stetig angehoben wird. Der richtige Moment zum Beenden dieser Phase ist erreicht, wenn das Volumen deutlich gewachsen ist, aber keine großen Blasen entstanden sind und sich die Temperatur von kühlschrankkalt auf handwarm erhöht hat. Je nach Druck der Maschine sind dies ca. 5 Sekunden.
5. Die Rollphase – Feinporigkeit erzeugen
Nachdem in der Ziehphase ausreichend Luft in die Milch eingearbeitet wurde, sollte die Position der Dampflanze so verändert werden, dass sie leicht schräg in die Milchkanne zeigt, dabei aber weiterhin die Seitenwand nicht berührt. Außerdem bleibt sie nun etwas tiefer in die Milch eingetaucht und erzeugt so einen gleichmäßigen Strudel. Dieser sorgt dafür, dass die zuvor entstandenen Bläschen nach unten gezogen und auflösen werden und der Schaum eine seidige, cremige Textur bekommt. Während der Rollphase darf nur noch ein leises Zischen zu hören sein.
Die optimale Temperatur liegt bei etwa 60-65 Grad Celsius – als Indikator ist die Hand so lange an der Seitenwand der Kanne, bis es sich zu unangenehm heiß an der Handfläche anfühlt. Sobald dieser Punkt erreicht ist, kann der Dampf abgestellt werden.
6. Konsistenz verfeinern
Sollten noch größere Blasen vorhanden sein, die Kanne vorsichtig auf die Arbeitsfläche klopfen, um sie aufzulösen.
Dann wird die Milchkanne sanft geschwenkt, um den steifen Schaum an der Oberfläche mit der flüssigen Milch im unteren Teil der Kanne zu vermengen. Sobald eine geschmeidige, homogene Flüssigkeit entsteht und die Oberfläche einen schönen Glanz bekommt, ist der Milchschaum bereit für das Eingießen und ideal für Latte Art.
7. Milch einschenken
Gieße den Milchschaum nun langsam und gleichmäßig in die Mitte des vorbereiteten Espressos. Dies sorgt für eine harmonische Verbindung zwischen Kaffee und Milch, sodass sich die charakteristische Marmorierung oder ein Latte Art Motiv bildet.
8. Reinigung der Dampflanze nicht vergessen
Nach jeder Nutzung sollte die Dampflanze gereinigt werden. Lasse dazu erneut kurz Dampf austreten, um Milchreste im Inneren zu entfernen, und wische die Außenseite mit einem sauberen, nur dafür verwendeten Tuch ab, um Ablagerungen zu verhindern. Eine regelmäßige Pflege sorgt nicht nur für hygienische Sauberkeit, sondern auch für einen konstant guten Milchschaum.
Das perfekte Einschenken der Milch ist essenziell für eine harmonische Verbindung zwischen Espresso und Milchschaum – und natürlich für kunstvolle Latte Art. Dabei kommt es nicht nur auf eine ruhige Hand an, sondern auch auf die richtige Gießtechnik.
1. Die Milch in Bewegung halten
Für die perfekte Konsistenz der Crema di latte, die Milchkanne immer in Bewegung halten und schwenke sie, bis mit dem Gießvorgang begonnen wird. Sobald die Kanne abgestellt wird, trennen sich Schaum und flüssige Milch voneinander.
2. Die Tasse richtig halten
Der Henkel der Tasse zeigt in Richtung des Barista. So wird gewährleistet, dass das Muster beim Servieren zum Gast ausgerichtet ist.
3. Das Milchkännchen korrekt positionieren
Um bei den ersten Versuchen die Kontrolle beim Eingießen besser zu bewahren, empfiehlt es sich, den Schnabel des Milchkännchens leicht am Tassenrand abzusetzen. Dies gibt Stabilität und erleichtert ein gleichmäßiges Einschenken.
Mit mehr Übung sollte zu Beginn des Eingießens das Kännchen mit etwas Abstand über der leicht schräg stehenden Tasse gehalten werden, so kann die Basis besser gegossen werden und die Konturen werden exakter.
Um mit dem Zeichnen zu beginnen, den Schnabel der Milchkanne dicht zur Crema bringen, sodass der Milchschaum auf die Oberfläche gelegt wird.
4. Das Gießen der Basis
Beim Eingießen der Basis fließt die Milch durch die Crema hindurch und bleibt darunter, die Oberfläche ist einheitlich braun. Anfänger:innen können die Tasse auch noch gerade halten, wichtig ist dabei immer, dass mit dem Milchstrahl in die Mitte gezielt wird. Fortgeschrittene halten die Tasse leicht schräg, das Milchkännchen mit etwas Abstand darüber und können leicht kreisende Bewegungen ausführen. Dadurch können leichte Schlieren übermalen und beseitigt werden.
5. Die Latte Art Form entstehen lassen
Sobald der Schnabel der Milchkanne knapp zur Oberfläche hin geführt wird, legt sich der weiße Milchschaum auf die braune Basis und das Zeichnen beginnt.
Für einen einfachen Kreis bleibt der Kannenschnabel ruhig an der gleichen Stelle, sodass sich der Schaum selbstständig zu einem Punkt in der Mitte der Tasse ausbreitet. Aus einem Keis wird lediglich durch einen gezielten Schlussstrich ein kunstvolles Herz. Mit leichten Schwenkbewegungen lassen sich wellenartige Linien und Motive kreieren, näheres dazu gibt’s es weiter unten im Artikel.
6. Die richtige Geschwindigkeit
Eine konstante Geschwindigkeit ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Wird zu langsam gegossen, kann es passieren, dass nur flüssige Milch aus der Kanne läuft und sich unter der Crema sammelt – das Ergebnis wäre eine durchgängig braune Oberfläche ohne Latte Art und ohne cremigem Milchschaum in der Tasse. Wird hingegen zu schnell eingeschenkt, vermischt sich der Espresso zu stark mit der Milch, wodurch die Crema ihre Struktur verliert und das Getränk lediglich hellbraun wirkt. Beim Gießen der Basis darauf achten, dass die Milch nicht auf den Tassenrand trifft, um Schlieren zu vermeiden.
Wenn du zwei Cappuccini mit Latte Art zubereiten möchtest, solltest du den Milchschaum vor dem Einschenken in zwei Milchkännchen aufteilen. Schäume zunächst die Milch in einem großen Kännchen mit ca. 600 ml Fassungsvermögen auf und gieße dann etwa ein Drittel davon in ein kleines, vorgewärmtes Kännchen um. Schwenke das Kännchen und beginne anschließend mit der ersten Tasse. Zum verbleibenden, Milchschaum gieße den beiseite gestellten Teil aus dem zweiten Kännchen wieder zurück. Durch sanftes Schwenken und Drehen vermischen sich die unterschiedlichen Konsistenzen wieder – so gelingt auch der zweite Cappuccino mit perfekter Latte Art. Mit dieser Technik hast du für beide Tassen die gleiche Milchschaumqualität und die Basis für beeindruckende Latte Art Motive!
Während der Cappuccino mit einem einfachen Espresso als Basis zubereitet wird, setzt der Flat White auf einen doppelten Espresso (Doppio). Dies verleiht ihm einen intensiveren Kaffeegeschmack und einen höheren Koffeingehalt. Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Konsistenz der Milch: Der Cappuccino zeichnet sich durch einen höheren Anteil an festem Milchschaum aus, der sich als weiche, dichte Schicht über den Espresso legt. Der Flat White hingegen verwendet feinen Mikroschaum, der sich perfekt mit dem Kaffee verbindet und eine samtige Textur ergibt. Dadurch entsteht ein besonders harmonisches Mundgefühl, bei dem Kaffee- und Milchgeschmack ideal verschmelzen.
1. Doppelten Espresso (Doppio) zubereiten
Ein Flat White beginnt mit einem Doppio – also zwei Espressoshots, die zusammen eine kräftige, aromatische Basis ergeben. Bereite den Espresso mit einer Siebträgermaschine oder einem Vollautomaten zu. Achte darauf, dass die Crema stabil bleibt, da sie mit dem Milchschaum eine harmonische Einheit bilden soll. Eine vorgewärmte Tasse ist essenziell, damit das Getränk länger die optimale Temperatur behält. Spüle die Tasse vorab mit heißem Wasser aus oder stelle sie für einen Moment auf die beheizte Abstellfläche der Espressomaschine.
2. Milch aufschäumen – Der Schlüssel zum perfekten Flat White
Die Qualität des Milchschaums entscheidet maßgeblich über den Geschmack und die Konsistenz eines Flat White. Im Gegensatz zum Cappuccino, der eine dickere und festere Schaumkrone aufweist, benötigt der Flat White eine besonders feinporige, fast flüssige Crema di latte.
Beginne mit kalter, frischer Milch aus dem Kühlschrank, da sie sich besser aufschäumen lässt. Fülle die Milchkanne etwa zur Hälfte, sodass genügend Platz für das Volumenwachstum bleibt. Setze die Dampfdüse leicht unter der Milchoberfläche an und lasse zunächst Luft einziehen. In der Ziehphase entsteht das Volumen, während in der anschließenden Rollphase die Milch in eine feine, homogene Textur übergeht. Im Vergleich zum Cappuccino-Schaum, sollte daher die Ziehphase etwas kürzer, die Rollphase dafür länger ausfallen. Die Milch sollte eine Temperatur von 60 bis 65 Grad erreichen – heißer sollte sie nicht werden, da sie sonst süße Aromen verliert und der Schaum an Stabilität einbüßt.
3. Perfektes Eingießen – So gelingt die cremige Textur
Für das Eingießen der Milch gilt: Präzision und Timing sind entscheidend. Halte die Milchkanne nah an die Espressotasse und beginne langsam zu gießen, damit sich Milch und Espresso sanft verbinden. Die feinporige Milchcrema sollte sich nahtlos mit dem Kaffee vermengen und eine gleichmäßige Oberfläche bilden. Eine ideale Schaumschicht für den Flat White ist etwa 0,5 cm dick – gerade genug, um für eine seidige Konsistenz zu sorgen, aber ohne die Intensität des Kaffees zu überdecken.
Tipp: Du willst mehr über den legendären Flat White und seine Zubereitung erfahren? Dann schaue HIER in unserem Blogbeitrag darüber vorbei!
Der Einstieg in die Welt der Latte Art beginnt mit einfachen, aber beeindruckenden Mustern. Wer sich zum ersten Mal an die Milchschaum-Kunst wagt, sollte mit den Basis-Formen starten, um ein Gefühl für das Zusammenspiel von Milch, Kaffee und Gießtechnik zu bekommen. Hier zeigen wir die drei besten Motive für Anfänger und geben hilfreiche Profi-Tipps, damit sie auch gelingen.
Das Herz ist eines der grundlegendsten Latte-Art-Motive und eine perfekte Übung für Einsteiger. Es besteht aus einem runden Milchschaum-Fleck, der durch einen gezielten Milchstrahl in die typische Herzform gebracht wird.
So gelingt das Latte Art Herz:
Die Bewegung beim finalen Ziehen sollte nicht ruckartig sein, sondern gleichmäßig und kontrolliert erfolgen, um die typische Herzspitze sauber zu gestalten.
Wer das Herz gemeistert hat, kann sich an die Tulpe wagen. Dieses Muster besteht aus mehreren aufeinanderliegenden Kreisen, die sich in der Mitte der Tasse übereinanderschichten und mit einem Abschlussstrich verbunden werden.
So gelingt die Latte Art Tulpe:
Die Kreise sollten nicht zu weit auseinander liegen, sonst wirkt die Tulpe ungleichmäßig. Ein konstanter, ruhiger Milchfluss ist hier entscheidend. Weiters können die Punkte mit etwas Druck beim Eingießen ineinandergeschoben werden, um die Tulpenblätter runder werden zu lassen.
Die Rosetta oder auch Blatt genannt, gehört zu den beliebtesten Latte-Art-Motiven und ist ein echter Hingucker. Hierbei entsteht ein filigranes Muster mit zarten Verästelungen, das an ein Farnblatt erinnert.
So gelingt die Latte Art Rosetta:
Die gleichmäßige Schwenkbewegung ist entscheidend für eine schöne Rosetta. Wer zittert, zu schnell oder zu schmal schwenkt, erhält ein unsauberes Muster.
Der wichtigste Tipp für Latte Art-Anfänger: Übung macht den Meister!
Ein gleichmäßiger Milchfluss, die richtige Position der Kanne und das Gefühl für das Timing sind essenziell für perfekte Latte Art. Am Anfang sind kleine Fehler ganz normal – wichtig ist es, kontinuierlich zu üben und mit Geduld an den einzelnen Schritten der Technik zu feilen.
Wer die grundlegenden Latte-Art-Formen wie das Herz, die Tulpe oder das Blatt sicher beherrscht, kann sich an anspruchsvollere Muster wagen. Fortgeschrittene Designs erfordern nicht nur ein stabiles Gießverhalten, sondern auch eine ruhige Hand und viel Übung. Hier sind zwei herausfordernde Motive, die sich perfekt eignen, um die eigene Latte-Art-Technik auf das nächste Level zu bringen.
Das Schwanenmotiv gehört zu den klassischen Herausforderungen der Latte Art. Es kombiniert mehrere Techniken und erfordert ein präzises Gießen. Beim Schwan wird mit seinem Gefieder begonnen – dafür wird ein schmales Farnblatt im unteren Bereich der Tasse gezeichnet, anstatt in der Mitte des Blatts durchzuziehen, wird die Linie an dessen oberem Rand bis zum Ende gezogen. Von dort geht es direkt weiter mit einem einfachen Punkt für den Körper, von dem aus wieder eine Linie nach hinten für den Schwanenhals gezogen wird. Das Ende bildet ein kleines Herz, aus dem der Kopf entsteht.
Das Ergebnis ist ein kunstvoller Schwan mit einer eleganten Silhouette.
Eine Variation der klassischen Tulpe ist die invertierte Version, die den optischen Effekt umkehrt. Hierbei wird zuerst eine normale Tulpe mit bis zu vier Kreisen in der oberen Hälfte der Tasse gegossen. Anschließend wird der Milchstrahl durch die ersten Kreise gezogen, doch beim letzten Kreis wird der Gießprozess kurz unterbrochen. Jetzt kommt der eigentliche Trick: Die Tasse wird um 180 Grad gedreht und das Muster auf der anderen Seite wiederholt. Am Ende verbindet der letzte Milchstrahl beide Hälften zu einer harmonischen Gesamtform. Diese Technik erfordert höchste Präzision und ein gutes Gefühl für die Fließbewegung des Schaums und ein perfektes Timing.
Neben klassischen Latte-Art-Motiven gibt es unzählige weitere Muster, die sich mit viel Übung umsetzen lassen. Ob Tiere wie Hasen, Teddybären und Wildschweine oder abstrakte Kunstwerke – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Besonders detailreiche Designs verlangen neben einer ruhigen Hand auch Geduld und das perfekte Timing beim Gießen. Wer es wagt, neue Muster auszuprobieren, kann seinen Kaffee zu einem echten Kunstwerk machen.
Bevor du mit fortgeschrittener Latte Art beginnst, sorge für eine ruhige Hand und konzentrierte Atmung. Ein tiefer Atemzug vor dem Eingießen und langsames Ausatmen während des Gießens helfen dabei, das Zittern der Hand zu minimieren. Zudem empfiehlt es sich, einen stabilen Stand einzunehmen und die Hände nicht zu hochzuhalten, um präzise Bewegungen auszuführen.
Eine besondere Variante der Latte Art ist das sogenannte Etching. Hierbei wird nicht nur mit dem Milchstrahl gearbeitet, sondern das Design zusätzlich mit Hilfsmitteln wie Stricknadeln, Schaschlik-Spießen oder feinen Pinseln verfeinert. Die Technik ermöglicht es, filigrane Muster, detaillierte Zeichnungen oder verspielte Verzierungen auf die Milchschaum-Oberfläche zu bringen.
So funktioniert Etching
Nach dem Einschenken der Milch kann mit einem Latte Art Pen zum Beispiel in einen einfachen weißen Punkt ein Gesicht eines Hasen oder Teddybären gezeichnet werden. Dafür die Spitze des Pens in den braun gefärbten Milchschaum tauchen und auf der weißen Fläche damit dünne Linien ziehen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Zeichnen mit Schokoladensauce, die in feinen Tropfen oder Linien auf den Milchschaum gegeben werden. Anschließend nutzt man wieder eine dünne Nadel oder einen Spieß, um die Sauce vorsichtig in das gewünschte Muster zu ziehen. Je nachdem, ob man gerade Linien, geschwungene Bögen oder eine sternförmige Anordnung kreiert, entstehen beeindruckende Designs.
Für ein gelungenes Etching ist die Konsistenz der Schokoladensauce entscheidend. Flüssige, aber nicht zu wässrige Schokolade eignet sich am besten, da sie sich leicht auf der Oberfläche verteilen lässt, ohne sofort einzusinken oder den Schaum zu zerstören. Zuckerarme Schokoladensaucen sind besonders empfehlenswert, da zu viel Zucker den Milchschaum instabil macht und das Muster schneller zerfallen lässt. Mit dieser Technik lassen sich klassische Muster wie Blüten, Herzen oder geometrische Formen zaubern, aber auch aufwendige Motive wie Gesichter oder Schriftzüge. Besonders beliebt sind kontrastreiche Muster, bei denen sich die dunkle Schokoladensauce optisch von der hellen Milchschaumoberfläche abhebt.
Tipp vom Segafredo Profi-Barista: Weniger ist mehr! Zu viel Schokoladensauce kann den Schaum überlagern und das Design verlaufen lassen. Lieber mit wenigen, gezielten Tropfen arbeiten und das Muster schrittweise aufbauen. Wer noch unsicher ist, kann das Zeichnen der Formen zunächst auf einem Teller oder mit Wasser und Spülmittel üben, bevor er sich an den perfekten Cappuccino wagt.
Latte Art, die kunstvolle Verzierung von Kaffeespezialitäten mit Milchschaum, hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer echten Handwerkskunst entwickelt. Doch wie genau begann diese faszinierende Technik, die heute Baristi und Caffè-Fans auf der ganzen Welt gleichermaßen begeistert?
Einer der bekanntesten Pioniere dieser Kunstform ist Luigi Lupi, ein renommierter italienischer Barista, der oft als „Vater der Latte Art“ bezeichnet wird. In den frühen 1980er Jahren entdeckte er in einem Café in Verona, dass eine perfekt zubereitete Crema auf dem Espresso die ideale Leinwand für Milchschaum-Kunstwerke bietet. Fasziniert von der Idee, begann er, Formen wie Herzen zu gießen. Nach monatelangem Üben gelang es ihm schließlich, gezielt Muster mit Milchschaum zu gestalten. Etwa zur gleichen Zeit experimentierte David Schomer, ein Barista aus Seattle und Besitzer von Espresso Vivace, mit der Technik. Über das damals noch junge Internet fanden Lupi und Schomer zueinander und tauschten ihr Wissen aus. Gemeinsam perfektionierten sie die Technik, wobei unklar bleibt, wer von ihnen tatsächlich zuerst mit Latte Art begonnen hat. Doch unabhängig davon gilt ihre Zusammenarbeit als entscheidender Meilenstein in der Geschichte der Latte Art.
Mit der wachsenden Kaffeekultur der 2000er-Jahre verbreitete sich Latte Art rasch rund um den Globus. 2006 wurde schließlich die Latte Art Weltmeisterschaft (World Latte Art Championship) ins Leben gerufen, bei der Baristi aus aller Welt gegeneinander antreten und ihre beeindruckenden Kreationen präsentieren. Heute sind auf Social Media Plattformen wie Instagram oder TikTok unzählige Latte-Art-Videos zu finden, die von einfachen Herzen bis hin zu detailreichen Tiermotiven und Porträts reichen.
Latte Art hat sich längst von einer Barista-Technik zu einer internationalen Kunstform entwickelt – und wer weiß, welche kreativen Designs die Zukunft noch bringen wird. Mit etwas Übung und den richtigen Tipps kann jeder beeindruckende Latte Art kreieren. Also: Ran an die Milchkännchen und loslegen!